Schafe

Lämmer

Wir halten Rhönschafe.
Eine alte regionale Rasse, die hervorragend an die Landschaft, das Klima und die Vegetation angepasst ist. Von April bis zum Ende des Jahres, je nach Futterbestand, ist unsere Schafherde auf den Wiesen und helfen mit, die Streuobstwiesen zu pflegen. Sie fressen das Gras und beugen durch ihren Tritt gegen Wühlmäuse vor, die ansonsten die Wurzeln der Bäume anfressen würden.

Röhn-Schafe

Erst im Winter, wenn auf den Wiesen kein Futter mehr steht, oder es friert, kommen die Schafe in den Stall.
Hier bekommen sie im März ihre Lämmer, die schon bald nach ihrer Geburt mit auf die Weiden gehen.
Einen Teil der Lämmer behalten wir zur Nachzucht. Die übrigen Lämmer lassen wir nur wenige Kilometer entfernt bei einem Kollegen mit zertifizierter Metzgerei schlachten.

Mit anderen Augen
Nein, ich bin nicht Shaun, das Schaf. Mich gibt es wirklich. Ich lebe hier auf meinem Hof. Na ja, meistens zum Glück nicht auf dem Hof, sondern auf den dazugehörigen Wiesen und Weiden. Nicht selten unter Apfel- und Kirschbäumen. Wie in jedem Jahr habe ich meine Kinder, zwei prächtige Lämmer, ganz weiß mit schwarzem Kopf, im März zur Welt gebracht. Da waren wir, also ich und meine Mitmütter, noch im Stall. Ist schöner da: kein Regen, kein Matsch und immer frisches Futter. Es ist auch viel einfacher, seine Kinder im Auge zu behalten. Die können da einfach nicht so weit weglaufen. Während der Geburt allerdings ist es immer ein wenig eng. Ich würde ja lieber so ein stilles Plätzchen ganz für mich haben. Dann wäre die Gefahr auch nicht so groß, dass die Kinder, eigentlich vor allem das Erste, nicht schon gleich weglaufen, bevor das zweite auf der Welt ist. Nicht, dass ich es dann suchen würde, ich habe es einfach vergessen. Kann mich nicht mehr dran erinnern bzw. es nicht mehr erkennen: aus den Augen, aus dem Sinn. Soll sich doch wer anders drum kümmern. Eigentlich aber auch schade, weil das Erste, wenn man denn Zwillinge hat, doch meist das kräftigere ist. Aber so sind wir Schafmütter eben. Macht nicht viel Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
Dieses Jahr war es noch richtig kalt. Sogar Schnee hat im März noch gelegen. Und dabei hatten wir uns schon auf das frische, grüne Gras gefreut. Zum Glück war genug Futter da. Das kommt immer von selbst. Und wenn mal nichts da ist, dann blöken wir mal so richtig. Also nicht immer, sondern nur wenn einer kommt. Ist meistens sowieso immer derselbe. Der gibt uns dann was. Manchmal ist es danach ein großes Gerangel, wer zuerst fressen darf. Alle wollen nach vorne, über- und untereinander. Da gibt es kein Halten mehr, das habt ihr noch nicht gesehen. Wenn eine von uns am Boden liegt: Pech gehabt! Da wird keinen Schritt zurückgewichen. Zum Glück gibt’s immer genügend Plätze und wir können uns verteilen. Dann entspannt sich die Lage schnell.
Mitte April ging es dann endlich auf die Weide. Auf Heu hatte ich da schon lange keine Lust mehr. Wenn alles so frisch riecht, die Bäume grün werden und der Löwenzahn schon fast blüht, will doch keiner mehr Konserven essen.
Irgendwie war es in diesem Jahr schwierig mit dem Wintermantel. Eigentlich ist unser Fell ja gut, wenn es regnet und noch mal kalt wird auf der Weide. Aber in diesem Jahr war es dann schnell warm, ja geradezu heiß. Zum Glück hatten wir die Bäume und konnten uns in deren Schatten legen. Bis Mitte Juni sind wir mit der Wolle am Leib rumgerannt. Die anderen liefen schon im Sommerkleid mit Flipflops, hab ich selbst gesehen. Der Kleiderwechsel ist ja bei uns immer ein wenig erniedrigend. Ankündigen tut er sich, wenn wir überraschend noch mal in den Stall kommen. Dann kommt einer, ohne Futter, aber dafür mit einer ratternden Maschine. Wir werden geschnappt, um dann vor den Augen aller ausgezogen zu werden. Ich sage ja, erniedrigend. Und doch irgendwie auch saugut. Vier Kilo weniger in fünf Minuten und die angenehme Kühle auf einmal. Wunderbar.
Weniger wunderbar war dann die Nahrungsmittelversorgung Ende Juni. Statt frischem Grün sollten wir eine hohe Wiese abfressen. Von wegen. Da haben wir mal eine gemeinsame Aktion gemacht und alles plattgetreten. Das sieht jetzt richtig fies aus. Statt zu fressen, blökten wir unzufrieden rum. Mit Erfolg. Wussten wir doch, dass es noch gutes Futter gibt. Schon auf dem Weg zur neuen Wiese haben wir Abstecher nach links und rechts gemacht. Unter den Kirschbäumen standen wir weit verteilt. Ohne Hund kann man uns dann kaum voranbringen. Nach einem kleinen Imbiss sind wir dann aber doch wohlgeordnet weitergezogen und haben die neue Wiese gemeinsam erreicht. Jetzt kann der Sommer kommen. Frisch geschoren auf saftiger Wiese im Schatten der Obstbäume: Life is a beach!
Gerda, die Anführerin, Schlüchtern/Breitenbach